Evaluierung Komfortlüftung im Mehrfamilienwohnhaus

Ende 2010 wurde die Evaluierung von zentralen bzw. semizentralen Wohnraumlüftungen im Mehrgeschosswohnbau  abgeschlossen. Der Projektbericht ist nun aprobiert und steht zum Download zur Verfügung.

 

Ausgangspunkt der Arbeit: Wohnraumlüftungen im Mehrfamilienhaus (MFH) werden durch die energetischen Grenzwerte der OIB Richtlinie 6, bzw. die verschärften Wohnbauförderungsbestimmungen (§15A-Vereinbarung) vermehrt zum Standard werden, um die geforderten Kennwerte für Neubau und umfassende Sanierungen zu erreichen. Rechtsgutachten in Deutschland sprechen außerdem bereits von „erheblichen rechtlichen Risiken“, wenn bei Neubau oder Sanierung auf eine Lüftungsanlage verzichten wird, da „… schon heute in Zweifel gezogen werden kann, ob die Sicherstellung des notwendigen Luftaustausches nur über Fensterlüftung noch den Regeln der Technik entspricht.“ Auch laut der österreichischen Rechtssprechung könne entsprechend der Entscheidung des Landesgerichtes Wien (GZ 40R65/07s 30.4.2007) ein lüftungsintensives Wohnverhalten bzw. die Präsenz zur Stoßlüftung nicht verlangt werden.

 

Ziel: Wichtigstes Ziel im Hinblick auf die Programmlinie „Energie-2050“ war es, positive Lösungen, Fehler und Mängel zu sammeln und aus den Erfahrungen der Evaluierung von 14 zentralen und semizentralen Wohnraumlüftungen

einen Planungsleitfaden bzw. Qualitätskriterien für die zukünftige Umsetzung von bei Neubau und Sanierung zu schaffen. Damit sollen die Qualität zukünftiger Wohnraumlüftungen im MFH weiter verbessert und die Verbreitung vorangetrieben werden.

 

Die wichtigsten Projektschritte im Überblick:

  1. Österreichlandkarte MFH mit mechanischer Lüftung (Komfortlüftung)
  2. Übersicht über Studien zum Thema Lüftung im MFH
  3. Akzeptanzanalyse
  4. Technische Evaluierung
  5. Planungsleitfaden - 60 Qualitätskriterien

 

Resümee: Wohngebäude ohne mechanische Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung (Komfortlüftung) sind nicht mehr zeitgemäß. Die DIN 1946-6:2009 zeigt die Problematik deutlich auf. Insbesondere im Mehrfamilienhaus ist aufgrund der geforderten Energieeffizienz, der bauphysikalisch notwendigen Luftdichte und den geänderten Nutzungsbedingungen eine Komfortlüftung die logische Konsequenz. Dass die bisher umgesetzte Anlagenqualität teilweise noch zu wünschen übrig lässt, ist einerseits auf die bisher sehr geringen Erfahrungen der ArchitektInnen und PlanerInnen und andererseits auf unzureichende Vorgaben der Bauträger zurückzuführen. Zahlreiche Beispiele zeigen aber auch, dass mechanische Wohnraumlüftungen mit hoher Qualität und moderate Kosten kein Gegensatz sein müssen. Mit den „16 Ausschreibungskriterien für Komfortlüftungen im MFH“ bzw. „60 Qualitätskriterien für Komfortlüftungen im MFH“ besteht nun für die Auftraggeber die Möglichkeit, die Anlagenqualität hinreichend genau zu definieren. Der Planungsleitfaden unterstützt die konzeptionellen Überlegungen für eine qualitätsorientierte Planung. Das Wissen und die Technik für die Umsetzung von Wohngebäuden mit hoher Luftqualität sind mittlerweile weitgehend vorhanden, es ist jedoch noch notwendig den Wert von „gesunder Luft in Innenräumen“ zu verdeutlichen und damit die Komfortlüftung zu einer Standardausrüstung bei Neubau und Sanierung zu machen. Für den Bauträger ist eine Komfortlüftung auch finanziell ein Gewinn, wenn die Investitionskosten auf die Miete umgelegt werden können. Der finanzielle Vorteil liegt vor allem in den vermiedenen Schimmelbeseitigungskosten, die normalerweise nicht auf die Mieter umgelegt werden können.

 

Die derzeit laufende Langzeituntersuchung der größten Passivhauswohnanlage Europas, dem Lodenareal in Innsbruck, durch die Universität Innsbruck, Energie Tirol und die AEE Intec zeigt ebenfalls sehr erfreuliche Ergebnisse.

 

Dieses Projekt wird aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert und im Rahmen des Programms "ENERGIE DER ZUKUNFT" durchgeführt.